Sie haben in den vergangenen Jahren traurige Berühmtheit erlangt, denn in den fünf großen Wirbelströmen der Ozeane akkumuliert der Plastikmüll unserer Generation. So auch im Nordatlantik, wo inmitten von Golf-, Kanaren-, Nordäquatorial- und Antillenstrom ein nahezu stromloses Areal existiert. Ein Paradies für ziellos treibende Zahnbürsten, Flaschen, Fender und kleine Spielzeugboote.
Doch schon lange vor unserer Zeit, damals, noch bevor es den alten Peter gab, beschrieben die Seeleute diese Gebiete. Die Deutsche Seewarte der Kaiserlichen Marine berichtet ihrem 1910 erschienenen Segelhandbuch für den Atlantischen Ozean, welches zum verlässlichen Bestandteil unserer Bordliteratur gehört:
„Es ist also südlich des 45. Breitengrades ein vollständiger in sich geschlossener Kreislauf der Strömungen vorhanden; in dem in der Mitte befindlichen, nahezu stromlosen Raum des Zirkels treffen wir die sporadischen Anhäufungen des schwimmenden Sargassums. Die treibenden Bündel des goldgelben Beerenkrautes kann man in diesem Raum bei hundert Reisen sicherlich mehr als zehnmal erwarten. Das Kraut, welches entschieden von den Küsten der Antillen stammt, wird dort hauptsächlich durch Stürme losgerissen. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Pflanzenbüschel, welche der Seemann im freien Meere auffischt, leben und auch ein gewisses, freilich geringes Wachstum zeigen, dass sie es aber nicht mehr zur Fruchtbildung bringen, wie an Ort und Stelle, wo sie angewachsen sind. Der Grund hierfür ist vielleicht Nahrungsmangel, da ja die Pflanze im Strom, in derselben Wasserumgebung, monatelang treiben. Ein Bündel Kraut dürfte von den Bahamariffen bis südwestlich der Azoren im Ganzen sicher ein Jahr wenigstens treiben, ehe es, von den Kalknetzen der Bryozoen umsponnen, langsam zu Boden sinkt. – Der Entdecker der Sargassosee ist Kolumbus; er spricht aber nicht wie seine Nachfolger Oviedo u.a. in übertreibender Weise davon, dass die Schiffe von den Tangmassen in der Fahrt behindert würden, wovon natürlich gar keine Rede sein kann.“
Es sei denn, das Schiff heißt Peter und mott mit studentischen Forscherherzen beladen durch die Flaute, als plötzlich ein solches Atlantikhighlight am Horizont erscheint…
Meeresbiologische Grüße von Bord.
Ps.: Ein Bericht aus der Vergangenheit bzw. von gestern. Aktuell brausen wir mit SE-Wind, Klüver/Fock und neun Knoten gen Bermuda.